1986 in Frankfurt (Oder) geboren. Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Veröffentlichungen von Prosa, Lyrik und Dramatik in verschiedenen Anthologien und Literaturzeitschriften (u.a. Edit – Papier für neue Texte, Neue Rundschau, The White Review, Spr.i.t.Z., Die Epilog und BELLA triste). Stipendiat des Künstlerhauses Lukas, Ahrenshoop, der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, des Literarischen Colloquiums Berlin, des Künstlerhauses Schloss Wiepersdorf und des Deutschen Literaturfonds. 2015 1. Platz beim Literaturwettbewerb New German Fiction. 2016 Silberschweinpreis – Debütpreis der lit.COLOGNE. 2016 Einladung zum Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis im Rahmen der 40. Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt. Im Frühjahr 2016 erschien sein erster Roman Der Krieg im Garten des Königs der Toten im DuMont Buchverlag. Von 2013 bis 2017 wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem am Deutschen Literaturinstitut Leipzig situierten Forschungsprojekt zur akademischen Schriftsteller*innenausbildung in der DDR. 2018 gab er gemeinsam mit Isabelle Lehn und Katja Stopka das Sachbuch Schreiben lernen im Sozialismus. Das Institut für Literatur „Johannes R. Becher“ im Wallstein Verlag heraus. 2018/19 Burgschreiber zu Beeskow. Im Frühjahr 2022 veröffentlichte er mit Spyderling seinen zweiten Roman im DuMont Buchverlag. Er lebt als freischaffender Schriftsteller in Leipzig.

Foto © Ronny Aviram

BIBLIOGRAPHIE

Auswahl

• Der Krieg im Garten des Königs der Toten. DuMont (2016)
• Nach den Spionen. Matthes & Seitz (2016)
• Schreiben lernen im Sozialismus. Das Institut für Literatur ‚Johannes R. Becher‘ [gemeinsam mit Isabelle Lehn und Katja Stopka]. Wallstein (2018)
• Spyderling. DuMont (2022)

Leseprobe

Auszug aus: Spyderling

Genau genommen läuft so ziemlich jedes Brettspiel auf gerade mal zwei Endergebnisse hinaus: Jemand gewinnt, und jemand verliert. Bei Punktegleichstand am Ende finden die grausameren Brettspiele jede noch so bescheuerte Möglichkeit, wie doch nur ein einzelner Sieger bestimmt werden kann, sei es durch die Spielerreihenfolge zu Partiebeginn, die Anzahl der verbliebenen Handkarten oder die eine einzelne Münze, die irgendein geiziger Trottel am Tisch mehr besitzt; die gnädigeren Spiele erklären aus Faulheit bei gleicher Punktzahl einfach mehrere Spieler zu Siegern. Aber das alles ist letzten Endes völlig egal, denn es kommt ja nur auf eines an: gewinnen oder verlieren. Sind Spiele so realitätsfern? Oder schnurrt in ihnen nur die Wirklichkeit auf das zusammen, was ihren eigentlichen Kern bildet? Auf jeden Fall ist es zum Verzweifeln. Ich fürchte, dass dies mein größtes Problem ist, das ich mit Brettspielen, ihren Verlagen und ihren Autorinnen und Autoren habe: Sie machen es sich alle viel zu einfach. Auch ich mache es mir viel zu einfach. Ein Spiel gewinnt oder verliert man – Punkt. Es gibt nichts dazwischen, es gibt nichts darüber hinaus. So funktioniert ein Spiel (sagt man, weiß man, ist nun mal schon immer so gewesen). O du mein köstliches Stück Plăcintă, sind wir alle eingerostet, bequem und stinkend! Oder haben wir nur erkannt, worum es eigentlich geht? Nein, das darf einfach nicht sein. Ich bin so gelangweilt von der letzten Wahrheit. Aber auf die kommt es doch an, oder? Die muss doch gefunden werden. Aber keinesfalls auf diese Weise. Die Spiele irren sich. Die Menschen, die Spiele machen, irren sich. Die Menschen, die Spiele spielen, irren sich und werden noch dazu für dumm verkauft. Wer das Spiel neu denken will, muss es von Grund auf neu denken. Keine Traditionen mehr, keine etablierten Mechanismen, keine abgestandenen Themen. Ich habe die Schnauze so was von voll davon. Kinderkram für Grenzdebile. Das Spiel muss eine Kanone mit genug Feuerkraft sein, um einen anderen Planeten zerstören zu können, errichtet auf einem fremden, kalten, trostlosen Mond – und ihr Lauf zeigt direkt auf die Erde. Nur so kommen wir aus diesem Elend wieder raus. Nur so begreifen wir endlich, was es bedeuten kann zu spielen. Nur so.