wurde 1972 im Szenebezirk Rathenow/Brandenburg (damals noch DDR) geboren und veröffentlicht seit den frühen Nullerjahren in Blogs und diversen Punk- und Fußball-Fanzines. Ab 2015 war er mehrere Jahre Gastautor bei der Ostberliner Dissidentenzeitschrift »telegraph«.
Ludwig absolvierte diverse Lesebühnenauftritte zwischen Münster und Berlin, Kaiserslautern und Jena vor Fußballrabauken, Punks oder Poppern und weiterem Fachpublikum. Zweimal beteiligte er sich an der langen Buchnacht in der Oranienstraße in Berlin Kreuzberg.
Er hat sich politisch engagiert und deshalb im Gefängnis gesessen. Prekäre Arbeitsverhältnisse motivieren ebenso zum Schreiben seiner Geschichten, wie auch fröhliches Singen in Fußballstadien und sportliches Spazieren in den Seitenstraßen Berlins. Er lebt mit seiner Familie in Berlin-Pankow.

Florian Ludwig liest aus dem Roman Brandenburg muss brennen, damit wir grillen können, erschienen im Satyr Verlag.

Nach dem Ende der DDR brennt im Osten nicht nur die Luft. Berndte ist Punk. Er ist jung, verliebt, neugierig. In einer Kleinstadt erlebt er den Nachwendeblues seiner Freunde, seiner Eltern, seines ganzen Umfelds. Wie im Rausch stürzen sich Berndte, Oimel, Lukas und Kati in die »neue Freiheit«: Partys, Konzerte, FC St. Pauli und Auseinandersetzungen mit Naziskins. Gemeinsam träumen sie von »großem Punk« im provinziellen Brandenburg und stellen sich irgendwann die Frage: »Gehen oder bleiben?« In diesem Leben zwischen Ödnis und Ausnahmezustand sucht Florian Ludwig die empathische Nähe zu seinen Charakteren und entdeckt den versteckt lauernden Witz im nicht alltäglichen Alltag. Geschickt verknüpft er Berndtes Story mit einem Heute, in dem der Erzähler seinen Alltagsboogiewoogie als Vater, subkultureller »Altlinker«, Karriereverweigerer und Fußballfan durchlebt, nicht ohne dabei Berndte und der eigenen Punkvergangenheit immer wieder über den Weg zu laufen.

Leseprobe

Im Doppelstockwaggon orientiere ich mich aufwärts. Die oberen Sitzplätze garantieren einen weiten Blick über Berlins Vororte und brandenburgische Monokulturen. Würde vielleicht heute mal ein Jagdvogel in die Riesenwindräder fliegen, um von diesen frei drehenden Mühlen der regenerativen Stromversorgung zu Frikassee verarbeitet zu werden? Ein Rudel von Füchsen, die einen unschuldigen Jagdhund aus Wannsee durch genmanipulierte Rapsfelder jagen? Entgleiste ICEs, flachgelegt auf märkischen Kartoffeläckern? Nein, wahrscheinlich wird es so langweilig wie immer – eine Fahrt, so monoton wie die Innenausstattung der Ostdeutschen Eisenbahngesellschaft. Die Werbeaufkleber des Unternehmens fragen bedrohlich, ob man diesen Zug nicht selber fahren wolle. Links, rechts, oben sind Überwachungskameras angeschraubt, damit der Zugbegleiter vorher schon gucken kann, ob ich mir die Fahrkarte nicht selber male. In den modernen öffentlichen Verkehrsmitteln wimmelt es nur so von dieser Spannertechnik.

Veröffentlichungen

Mit Fußfesseln bin ich nicht so flott, Verlag Trolsen, Oktober 2014, ISBN ‎978-3981619836

Brandenburg muss brennen, damit wir grillen können, Satyr-Verlag, September 2018, ISBN 978-3947106127

Fußballfibel Tennis Borussia Berlin, Anthologie von 14 Autor*innen, Verlag CULTURCON medien, August 2022, ISBN 978-37308-1873-2