wurde 1970 in Zelinograd, heute Nur-Sultan, in Kasachstan geboren. 1980 zog die Familie in den Nordkaukasus und siedelte zwei Jahre später nach Dresden über. Ihr viel beachtetes Debüt „Die Fische von Berlin“ sowie ihre weiteren Romane „Die Venus im Fenster“ und „In guten Händen, in einem schönen Land“ sind im Steidl Verlag Göttingen erschienen. Eleonora Hummel hat mehrere Auszeichnungen erhalten, unter anderen den Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis, den Hohenemser Literaturpreis, den Russlanddeutschen Kulturpreis des Landes Baden-Württemberg sowie das Heinrich Heine Stipendium. Ihr aktueller Roman „Die Wandelbaren“ über das Deutsche Theater in Kasachstan erschien bei Müry Salzmann 2019.

Eleonora Hummel lebt in Dresden.

www.eleonora-hummel.de

Veröffentlichungen

2019: „Die Wandelbaren“, Roman, Hardcover, Müry Salzmann Verlag
2015: „In guten Händen, in einem schönen Land“, Roman, Taschenbuch,
Ullstein Taschenbuch Verlag Berlin
2014: „Die Fische von Berlin“, Roman, übersetzt ins Kasachische von Rausa
Mussabajewa, Verlag Mereke Almaty
2013: „In guten Händen, in einem schönen Land“, Roman, Hardcover, Steidl
Verlag Göttingen
2009: „Die Venus im Fenster“, Roman, Hardcover, Steidl Verlag Göttingen
2007: „Die Fische von Berlin“, Roman, Taschenbuchausgabe, Steidl Verlag
Göttingen, 3. Auflage 2010
2005: „Die Fische von Berlin“, Roman, Hardcover, Steidl Verlag Göttingen

Foto © Paul Kuchel

Eleonora Hummel liest aus Die Wandelbaren, erschienen im müry salzmann Verlag

Leseprobe

Arnold Bungert

Ich bin der Junge vom Feld.
Der Sohn vom Bungert.
Das Bungert-Bübele.
Arnold Arnoldowitsch junior.
Der kecke Bauernbub, der vom Traktorsitz weg auf die
Bühne geholt wurde.
Genau der, von dem erzählt wird.
Die anderen sind heute nicht mehr hier.
Ich bin es.
Die Erntezeit war in vollem Gange, als die Kommission
zu uns ins Dorf kam. Am Vorabend war ich schon vor
Ende der Nachrichten eingeschlafen. Ich weiß nur noch,
dass auf dem Bildschirm gerade ein Mähdrescher durch
ein golden wogendes Feld tuckerte und die Ansagerin
über herausragende Erträge landauf, landab berichtete.
Nach einem Arbeitstag im Freien war ich häufig müde,
nickte oft bereits im Hellen weg. Im Steppensommer,
wenn die Abende lang waren und meine Mutter um
elf von der Spätschicht heimkam, goss sie die Blumen
ohne Zuhilfenahme einer Taschenlampe. Während das
Gartenwasser lief, setzte sie sich mit der Zeitung nach
draußen und las im Übergang zwischen Tag und Nacht,
bis die Mücken sie zurück ins Haus trieben.
Wer mit dem ersten Hahnenschrei aufsteht, muss mit den
Hühnern ins Bett gehen, sagte Mutter. Alte Bauernregel!
Ich erinnere mich dunkel, dass Mutter versucht hatte,
mich zu wecken, und ich im Halbschlaf mit einem zustimmenden
Schmatzen antwortete.

PREISE UND AUSZEICHNUNGEN

2020: Russlanddeutscher Kulturpreis des Landes Baden-Württemberg für Literatur (Hauptpreis)
2018: Heinrich-Heine-Stipendium der Stadt Lüneburg für das unveröffentlichte Romanprojekt „Temirtau – Die Wandelbaren“
2017: Schwäbischer Literaturpreis 1. Platz für den Text „Der Junge vom Feld“, (Auszug aus dem unveröffentlichten Romanprojekt „Temirtau“)
2017: Arbeitsstipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen für sächsische Schriftsteller für das unveröffentlichte Romanprojekt „Temirtau“
2016: Spreewald-Literaturstipendium der Kulturstiftung Spreewald für das unveröffentlichte Romanprojekt „Temirtau“
2011: Hohenemser Literaturpreis (Hauptpreis) für einen Auszug aus „In guten Händen, in einem schönen Land“
2009: Einladung der Konrad Adenauer Stiftung zur Autorenwerkstatt in Cadenabbia/Italien
2007: Arbeitsstipendium der Robert Bosch Stiftung für „Die Venus im Fenster“
2006: Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis der Robert Bosch Stiftung
2005: Arbeitsstipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen für sächsische Schriftsteller
2003-2004: Aufenthaltsstipendium für Literatur im Künstlerdorf Schöppingen
2003: Einladung des Literaturhauses München zur Werkstatt für Romanautoren (Textwerk I, II und III)
2002: Russlanddeutscher Kulturpreis des Landes Baden-Württemberg für Literatur (Förderpreis)
2001: Stipendium des 5. Klagenfurter Literaturkurses