Geb. 1961 in Karl-Marx-Stadt
Ausbildung als Sprechstundenschwester, Arbeit als solche.
1983 Geburt des Sohnes Benjamin
1982-1985 Studium am Literaturinstitut Leipzig
Arbeit am Leipziger Theater
Seit 1988 freiberuflich als Schriftstellerin, mit Lehraufträgen an der Hochschule für Schauspielkunst und an der Filmhochschule Potsdam
1995 Aufenthalt in der Villa Massimo, Rom
Seit 2000 Professur für Deutsche Verssprache an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin
2021/22 Poetikdozentur Münster
Lebt in Berlin.

Veröffentlichungen:

7 Erzählbände, 5 Romane, 6 Gedichtbände, 3 Kinderbücher, Filmszenarien, Hörspiele, Libretti, Theaterstücke, Essays u.a.
(Stammverlag: Luchterhand Literaturverlag München)
Zuletzt: „Federspiel“, Liebesnovellen, 2012, „Das verspielte Papier – Poetikessay“, 2014, „Schleuderfigur“, Gedichte 2016, „Regenbeins Farben“, Novelle 2020, „Schmoren im Paradies“, (Prosa zs. mit Carola Wiemers) 2020, „Cinderella räumt auf“, Gedichte 2021, „Rusalko“, Kinderbuch 2022

www.kerstin-hensel.de.de

Foto © Dirk Skiba

Direktorin der Sektion Literatur der Akademie der Künste, Mitglied der sächs. Akademie der Künste, sowie Mitglied des PEN.

Auszeichnungen

Diverse Preise, u.a. Anna-Seghers-Preis, GEDOK-Preis, Lessingpreis (FP), Walter-Bauer-Preis

Leseproben

KLAPPE, DIE DREIZEHNTE

Hinterrücks heimtückisch geduckt das alte
Spinnweib in Kinderschuhen aus rotem Sonntagslack
Und dreckigen Niederkniestrümpfen. Zwölfe
Sind schon versammelt: Tantenbanden die ihm
Eine Szene machen:

Was Bessres sein wollen! Großklappe die
Stört unsern Schlaf! Zerdeppert bedeppert jedes fehlende
Tellerlein nennt unsren herrlichen Blühfrieden
Dornenheckmeck!
Liest aus der Asche
Lügt uns die Hucke voll
Und tut ganz unsterblich am Ende

HÄFNERS SUBVERSE

Für Eberhard Häfner zum 80.

ebur=hart havenäre der
kühne wildkeiler und wunder(kind)liches hochgebild
kommt aus dem thüringer wald vertrollt und sieht
alles synticktacktisch: physik symphysen in der schläfenbucht
springt den atemweg entlang sprachrochadisch durch die
nachrichten der welt zusammen-
gefetzt
das zersetzende der
hochheitere hagerhüpf der die metalle kennt und
laute paart fürs abwaffen stattdessen züchtigt er
kunst=stoffe und
n i e m a l s
triumphaselt er zeitgenössisch!

TRINKLIED

In der preußischen Prowinz
Such ich Wein zu trinken
Marsch den Tränengang entlang
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Halbsüß unter Linden

Doch auf keinem Rieselfeld
Ist hier Riesling heimisch
Rhin und Rheinsberg klingen zwar
Aber sind nicht rheinisch.

BESUCH

Als ich der Mutter morsches Kreuz zu richten kam
Wuchs Schnee aus Kindheitstagen hoch vor ihrem Zimmer.
Ein Schneemann wachte dort: mein Vater. Tot. Wie immer
War ich verhüllt bis zu den Augen. Alles nahm
Noch seinen Lauf. Ich nahm die Kellerstufen
Und hörte tief aus mir mich selbst zur Ordnung rufen.

TAKTISCHER SONNTAG

die sahnetaktorte
die mutterbuttergräm dorte
droben mein
pühonierhalstuch wehet
kein fahnenhuner nur ahnenhunger hamm
sonntaktisch herzzuckernd zuzunftsver-
brechen zuckbrot peitscht opapa
all seine lieben